Gruppenanalyse

Ziel: Aktivierung der Lerngruppe, Bündelung von Wissen
Unterrichtsphasen: Einstieg, Vertiefung

Kurzbeschreibung

Die Gruppenanalyse bietet durch einen hohen Grad der Schülerzentrierung die Möglichkeit, Lern­gruppen auf breiter Basis zu aktivieren, Vorwissen in der Gruppe zu vernetzten und zu bündeln oder Einschätzungen und Bewertungen vorzunehmen. Der Austausch innerhalb einer Gruppe er­folgt schriftlich, ähnlich wie in einem Schreibgespräch, nur deutlicher strukturiert und dadurch ziel­gerichteter. Durch ein klares Organisationsschema werden für die Schüler klare Arbeitsbedingungen und für die Lehrkraft ein genau kalkulierbarer zeitlicher Rahmen geschaffen. Der Materialaufwand beschränkt sich im einfachsten Fall auf ein Blatt Papier pro Schüler. Planung und Durchführung sind damit effektiv zu gestalten. Grundgedanke der Methode ist, die Schüler gruppenweise zu The­sen, Aufgaben, Problemstellungen oder Texten Stellung nehmen zu lassen. Innerhalb einer Gruppe nehmen im Weiteren alle Schüler einer Gruppe nacheinander ihrerseits Stellung zu allem Vorange­gangenem.

Ablauf

Vorbereitung

Gruppenanalysenarbeitsblatt.pdf

Die Lerngruppe wird in Gruppen eingeteilt (als praktika­bel haben sich Gruppengrößen von drei bis fünf Schülern erwiesen).
Jeder Schüler erhält einen Arbeitsblatt. Dieses kann vor­strukturiert sein (s. Anlage / Abbildung), bei spontanem Einsatz können die Schüler aber auch ein leeres Blatt selbsttätig strukturieren. Im obersten Teil ist Raum für die These, Aufgabenstellung oder den zu analysierenden Text. In der Regel wird dieser Teil bereits von der Lehr­kraft vorbereitet. Reizvoll ist eine Gruppenanalyse vor allem dann, wenn der Problemansatz für die Mitglieder einer Gruppe nicht identisch ist, d.h. Wenn jeder Schüler als Ausgangspunkt eine andere Aufgabe, eine andere These oder einen anderen Text erhält. Verschiedene Per­spektiven können so parallel analysiert werden. Denkbar ist aber auch hier, dass die Schüler bereits die Formulie­rung des Problems vornehmen. Der Rest des Blattes steht für die Stellungnahme der Schüler zur Verfügung und wird in eine Anzahl aufgeteilt, die einem mehr als Anzahl der Gruppenmitglieder entspricht, wobei das letzte Feld dem Schüler, der das Arbeitsblatt „auf die Reise geschickt“ hat, Raum bietet, eine Zusammenfassung der einzelnen Stellungnahmen zu erstel­len.

Durchführung

  1. Die Schüler erhalten das Arbeitsblatt, lesen die Aufgabe (die These, den Text) und bekom­men mitgeteilt, welche Zeit für die Formulierung der Stellungnahme zur Verfügung steht.
  2. Die erste Arbeitsphase beginnt. Nach Ablauf der genannten Zeit geben alle Gruppenmitglie­der ihr Blatt im Uhrzeigersinn weiter.
  3. Es beginnt die nächste Arbeitsphase, jeder Schüler setzt sich mit dem Problem und der ers­ten Stellungnahme auseinander, um anschließend ein eigenes Statement zu formulieren.
  4. Schritt 3. wird wiederholt, bis jeder Teilnehmer das Blatt erhält, auf dem er die erste Stel­lungnahme abgegeben hat. Es folgt die letzte Arbeitsphase, in der alle Stellungnahmen gebündelt und zu einer abschließenden Gesamteinschätzung zusammengefasst werden.

Tipps für die Praxis, alternatives Vorgehen

  • Klare Zeitvorgaben: Es ist wichtig vor der Durchführung klar zu stellen, welche Zeit zur Verfügung steht und dass die Vorgaben genau eingehalten werden. Der Zeitbedarf eines kompletten Durchgangs ist damit genau kalkulierbar und die Schüler können sich die Zeit entsprechend einteilen. Bewusstes Einsetzen des Zeitdrucks.
  • Klares Zeitsignal: Es sollte ein Signal zur Weitergabe des Arbeitsblattes vereinbart werden. Auch Schüler, die früher fertig sind, geben ihr Blatt erst dann weiter. So werden „Staus“ ver­mieden, welche Schüler, die noch nicht fertig sind, unter Druck setzen.
  • Variation der Zeit: Die Bemessung der Zeit lässt sich zur Steuerung des Arbeitsprozesses einsetzen. Da mit jeder weiteren Phase mehr Text verarbeitet werden muss, kann auch die Dauer der Phasen zunehmend größer gestaltet werden. Es ist aber auch denkbar, das Zeitin­tervall konstant zu halten, was die Schüler schrittweise zu effektiverem Arbeiten zwingt.
  • Variation der Problemstellung: Die Schüler sind besonders gefordert, wenn die Problem­stellungen für die Mitglieder einer Gruppe unterschiedlich sind. Die Gefahr, dass alle Grup­penmitglieder alles nur noch wiederholen, wird ebenfalls vermieden.
  • Selbst ausprobieren: Es ist spannend, sich als Lehrkraft einer Gruppe anzuschließen, um den Stress einer Gruppenanalyse einmal selbst zu erfahren.
  • Namentliche Kennzeichnung: Es ist denkbar, alle Beiträge namentlich kennzeichnen zu lassen und die Blätter zum Schluss einzusammeln, um einen Überblick darüber zu erhalten, welcher Schüler was zum Gruppenergebnis beigetragen hat. Man erhält damit Kenntnisse, die bei anderen Formen der Gruppenarbeit schwer zu erlangen sind.

In welcher Phase kann die Methode eingesetzt werden?

  • Die Gruppenanalyse lässt sich sehr vielfältig einsetzen. Je mehr Erfahrung eine Lerngruppe mit der Methode hat, um so experimentierfreudiger lässt sie sich anwenden, bis hin zur Re­flexion von produktionsorientierten Unterrichtsphasen oder der Evaluierung von Unterricht.
  • Deutliche Stärken hat die Methode als Mittel der Schüleraktivierung zu Beginn einer Stunde oder eines neuen Themas.

Für welche Inhalte eignet sich die Methode (Beispiele aus verschiedenen Fächern)

Die Gruppenanalyse ist prinzipiell in allen Fächern einzusetzen.

  • Fremdsprachen: Analyse / Übersetzung kurzer Textpassagen
  • Deutsch: Kommentierung selbst geschriebener Texte
  • Physik: Beschreibung unterschiedlicher Bewegungen
  • Biologie: Analyse von Evolutionsphänomenen (Homologie / Analogie) auf Basis von Abbil­dungen
  • Mathematik: Lösung unterschiedlicher Aufgaben zu einem Themengebiet
  • Musik: Analyse von Werk- oder Satzstrukturen auf Basis von Hör- oder Notenbeispielen

Kommentare

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