Strukturierte Kontroverse

Ziel: Argumentieren
Unterrichtsphasen: Reflektieren und Beurteilen

Kurzbeschreibung

Bei der strukturierten Kontroverse geht es darum, zu einer Streitfrage Argumente für beide Seiten zu sammeln und vorzustellen. Durch einen organisierten Perspektivenwechsel kommen die Schüler zu einem ausgewogenen Urteil. Auf dieser Basis soll dann ein fundierter eigener Standpunkt gebildet werden.

Ablauf

Vorbereiten der Argumentation

  1. Eine Streitfrage, die kontrovers diskutiert werden soll, wird aufgestellt.
  2. Jede Vierergruppe wird in zwei Paare geteilt. Paar A soll möglichst viele Argumente für Position 1 und Paar B möglichst viele Argumente für die Position 2 finden. Dabei bleibt die eigene Meinung außen vor. Dieses geschieht in Einzelarbeit.
  3. Jeweils die beiden Schüler, welche für die gleiche Position Argumente gesammelt haben, tauschen sich aus und erarbeiten eine schlüssige und überzeugende Argumentation.

Vorstellung der Argumentation

  1. Jedes Paar stellt seine Argumente dem anderen vor, das sich diese notiert. Dabei dürfen sie nicht unterbrochen werden. Nach Abschluss der Vorstellung dürfen Verständnisfragen gestellt werden.
  2. Jedes Paar überdenkt die gehörten Argumente und untersucht sie auf Probleme und Widersprüche.
  3. Die Paare stellen sich wechselseitig die gefundenen Probleme und Widersprüche vor.

Wechsel der Position

  1. Die Paare wechseln die Position. Um dieses sichtbar zu machen, werden die Plätze getauscht. Wieder entwickelt jeder für sich eine Argumentation der nun anderen Seite und versucht dabei, die vorher angesprochenen Widersprüche und Probleme aufzulösen.
  2. Die Paare entwickeln eine gemeinsame Argumentation.
  3. Die Paare stellen einander ihre Argumentationen vor.

Den eigenen Standpunkt begründen

  1. Die Vierergruppe kann nun frei über das Problem diskutieren.
  2. Jedes Gruppenmitglied stellt ohne von den anderen unterbrochen zu werden seinen persönlichen Standpunkt vor.

Methodenreflexion

  1. Erfahrungen mit der Methode werden ausgetauscht, ihr Sinn und Zweck reflektiert.

Tipps für die Praxis, alternatives Vorgehen

Persönliche Standpunkte: Wichtig ist, dass die Schüler zunächst Abstand von ihrer persönlichen Position nehmen und verstehen, dass erst Argumente für beide Seiten gesammelt werden sollen. Das zentrale Lernziel ist, sich in eine andere Position hinein zu versetzen, die man auch nicht vertritt.
Vorbereitung: Die Argumente können auch vorher aus Quellen oder Material erarbeitet werden. Die Methode wird dann zur mündlichen Argumentation und Synthese eingesetzt.
Die erste Sammlungsphase von Argumenten kann auch als vorbereitende Hausaufgabe gestellt werden.
Zufallsauswahl: Damit sich beide Partner auf die Vorstellung der Argumente vorbereiten, sollte per Zufall entschieden werden, wer diese Aufgabe übernimmt.
Form der Argumentation: Je nach Kompetenzen der Schüler sollte man vorher einüben, wie eine Argumentation aufgebaut ist (These – Begründungen – Schlussfolgerung; Argumente ordnen, z. B. der Wichtigkeit nach).
Arbeitsblätter: Damit die Methode vom Ablauf für die Schüler einfacher wird, kann man Arbeitsblätter mit entsprechenden Feldern vorbereiten.
Weiterarbeit: Es kann sich die Hausaufgabe anschließen, eine Erörterung zu dem Thema zu schreiben oder es wird ein das Problem vertiefender Text eingesetzt.
Vier-Ecken-Methode: Vor der Durchführung kann man die Schüler in die vier Ecken des Raumes verteilen lassen. Sie nehmen dabei die Positionen dafür – unentschieden, eher dafür – unentschieden, eher dagegen – dagegen ein. Um die Veränderung sichtbar zu machen, wird das nach der Durchführung der Methode wiederholt.

In welcher Phase kann die Methode eingesetzt werden?

Die Schüler sollen über entsprechendes Vorwissen zum Thema verfügen. Es muss eine Wissensgrundlage für die Argumentation vorhanden sein.

Für welche Inhalte eignet sich die Methode (Beispiele aus verschiedenen Fächern)

Deutsch: Als Vorbereitung einer Erörterung
Geschichte: Kriegsschuldfrage 1914 (Fischer-Debatte), Nato-Einsatz im Kosovo-Krieg 1999, etc.
Ethik/ Philosophie/ Religion: Wann darf man lügen? Darf man foltern, um Leben zu retten? …

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